Legung 2018
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6. Stolpersteinlegung am 7. Juli 2018 – Erinnerung verbindet auch äußerlich
Stolpersteine erinnern an jüdische Mitbürger, die von den Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt, zur Flucht gezwungen oder ermordet wurden. Sie liegen vor den Häusern, wo sie einst in friedlicher Nachbarschaft zu christlichen Mitbürgern lebten. 54 Steine wurden bisher vom Arbeitskreis Stolpersteine in Kuppenheim verlegt, sieben weitere kommen am Samstag, 7. Juli 21018, hinzu.
Gunter Demnig, der Spurenleger
Der vielfach ausgezeichnete Künstler und Initiator des weltgrößten Denkmals dieser Art, Gunter Demnig, kommt abermals nach Kuppenheim, um die Verlegung vorzunehmen. Demnig wurde im Oktober des vergangenen Jahres 70 Jahre alt und will weiterhin Stolpersteine verlegen, soweit es seine Gesundheit zulässt. Bisher hat er nahezu 70.000 Steine in mehr als 1.100 Ortschaften und in 21 Ländern in den Gehweg eingelassen. An 250 Tagen legt Demnig 60.000 Kilometer im Jahr zurück, wobei er in manchen Monaten bis zu 500 Steine verlegt, organisiert von örtlichen Initiativgruppen (Schulklassen, Vereine und andere) und seinem Team, das neun Mitarbeiter umfasst.
Stolperstein für Blanka (Blanche) Meier, Friedrichstraße 98
Der erste Stolperstein wird um 12 Uhr in der Friedrichstraße 98 für Blanka Meier verlegt. Ihr gelang am 7. Juni 1937 die Flucht nach New York in den USA. Ihre Eltern Isidor und Karoline Meier wurden 1940 nach Gurs verschleppt und 1942 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert und dort vergast.
Stolpersteine für Familie Dreyfuß, Murgtalstraße 17
Die beiden weiteren Stolpersteine werden anschließend in der Murgtalstraße 17 für Juliane Dreyfuß (geb. Löb) und deren Tochter Erna Dreyfuß vor dem ehemaligen städtischen „Judenhaus" in den Boden eingelassen. Nachdem Julianes Ehemann Heinrich Dreyfuß 1938 im KZ Dachau (in Schutzhaft nach der Reichspogromnacht) von Nazi-Schergen erschlagen wurde, flüchtete Juliane am 6. März 1939 über London zu ihrer Tochter Erna in die Vereinigte Staaten von Amerika. Erna Dreyfuß konnte den Holcaust ebenfalls überleben, indem sie bereits 1933 als Zwanzigjährige in die USA emigrierte.
Gunter Demnig: Weltweit ist er an 250 Tagen im Jahr unterwegs, um Opfern des Nazi-Regimes Gedenksteine in den Gehweg einzulassen, so auch zum sechsten Mal in Kuppenheim.
Der Stolperstein von Heinrich Dreyfuß wird geputzt. Am 7. Juli werden daneben für seine Ehefrau Juliane und die Tochter Erna weitere Stolpersteine gelegt. "
Kommunal-Echo 07.06.2018
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Stolperstein für geachteten Geschäftsmann Berthold Herz und Familie
Am 7. Juli 2018 findet die sechste Stolpersteinlegung in Kuppenheim statt.
Gunter Demnig und seine Helfer des Arbeitskreises starten um 12 Uhr in der Friedrichstraße 98, um sich anschließend zur Murgtalstraße 17 zu begeben. Unterstützt werden sie in der Aktion professionell von Roland Hampel vom Bauhof der Stadt Kuppenheim und musikalisch vom Musiklehrer Gerold Stefan.
Gegen 13 Uhr werden dann vier Stolpersteine der Familie Berthold Herz in der Murgtalstraße 37 gewidmet. Berthold Herz wurde am 12.04.1897 in Kuppenheim geboren, war als selbständiger Kaufmann mit der Eisenwarenhandlung Herz & Schlorch sehr erfolgreich, bis das florierende Geschäft auf Befehl der Nationalsozialisten aufgegeben werden musste. Berthold lebte mit seiner Familie zunächst in der Friedrichstraße 86 bei den Eltern Samuel Herz (Eisenwarenhandlung) und Sara Herz (geb. Maier), später in einem schmucken Einfamilien-Wohnhaus in der Murgtalstraße 37, das 1939/1940 „entjudet“ wurde.
Berthold Herz
Berthold Herz wurde am 12.04.1897 in Kuppenheim geboren. Sein Vater war der Inhaber der Eisenwarenhandlung Samuel Herz in Kuppenheim. Seine Mutter Sara Maier stammt aus Malsch. Berthold heiratete Amalie Hamburger au Rimbach/Hessen. Das Ehepaar hatte eine gemeinsamen Tochter Ingelore (geb. 27.10.1924 in Kuppenheim). Berthold musste seit dem 28.12.1938 den zusätzlichen Vornamen Israel tragen.
Mit dem verbliebenen Erlös aus dem Zwangsverkauf seines Geschäfts in der Friedrichstraße 86 besorgte sich Berthold in der Murgtalstraße 37 ein Einfamilien-Wohnhaus. Auch dieses Anwesen wurde jedoch kurz darauf von den Nationalsozialisten „entjudet“ 1939/1940.
In Schutzhaft
Obwohl Berthold Herz im Ersten Weltkrieg patriotisch (mit Auszeichnung) für das deutsche Vaterland kämpfte, wurde er am 11. November 1938 nach dem von Nazi-Schergen angezettelten Synagogenbrand ins KZ Dachau in Schutzhaft gesteckt. Am 06.12.1938 kehrte er aus Dachau zurück. Er und die anderen fünf Kuppenheimer Schutzhäftlinge ließen nie ein Wort über ihrer Haft im KZ Dachau verlauten. Die Nazis drohten den frei gelassenen Häftlingen und deren Familienangehörigen wohl drakonische Strafen an, falls sie über die Haftbedingungen berichtet hätten.
Endlich der nationalsozialistischen Vernichtung entkommen. Berthold floh mit seiner Familie am 05./06.02.1940 über Rotterdam (Holland) in die USA aus. Sie kamen dort am 22.02.1940, dem Geburtstag des George Washington, an. 1947/1950 lebte Berthold mit seiner Familie in New York.
Aufnahme von Juden in Not
Im Wohnhaus der Familie Berthold Herz in der Murgtalstraße 37 lebten Ende der 30er Jahre immer wieder verfolgte und entrechtete Juden wie Amalies Schwester Cora Hamburger und die Rastatter Familie Samuel (Hermann, Helene und Herbert).
Aufnahme von Ludwig Schlorch
Berthold holte 1946 seinen Neffen Ludwig (Louis) Schlorch zu sich nach New York, nachdem dieser in eine Internatsschule in Beaulieux (Dordogne) den Holocaust überlebt hatte. Am 22.10.1940 wurde Ludwig mit seinen Eltern (Semi und Rosa, geb. Herz, Schwester von Bertholds Ehefrau Amalie Herz) sowie den Geschwistern (Ilse und Günter) von Kuppenheim ins Lager in Gurs in den Pyrenäen deportiert. Von dort kam Ludwig ins Nebenlager Rivesaltes und schließlich in das O.S.E.-Kinderheim Chateau de Montintin.
Amalie Herz, geb. Hamburger,
Amalie HERZ, geb. Hamburger, wurde am 05.03.1899 in Rimbach/Hessen geboren. Sie heiratete Berthold Herz und zog zunächst in die Friedrichstraße 86 nach Kuppenheim.
Amalies Vater Rudolf Hamburger (geb. in Rimbach) verstarb 1942 in Worms an Krebs. Ihre Mutter Johanna Fürth aus Osterpai bei Boppard am Rhein verstarb ebenfalls im Jahr 1942 in Worms.
Amalie meldete sich am 31.01.1940, von Walldorf kommend, polizeilich in Kuppenheim an. Vorher verloren sie und die Familie zum zweiten Mal (nach der Friedrichstraße 86 und Murgtalstraße 37) das Zuhause in Kuppenheim.
Am 05./06.02.1940 gelangen ihr und der Familie sowie der Schwester Cora Hamburger die verzweifelt betriebene Emigration in die USA. 1947/1950 lebte Amalie mit Ehemann Berthold und der Tochter Ingelore in New York.
Ingelore Herz
Am 27. Oktober 1924 wurde Ingelore Herz in Kuppenheim geboren. Die ersten Jahre ihrer Kindheit waren alles andere als schön. Ingelore konnte nicht sprechen, ihre Eltern dachten, sie sei behindert. Die Mitschüler grenzten Ingelore aus. Erst nachdem die Schwester der Mutter, Cora Hamburger, von Beruf Diplomhandelslehrerin am Landschulheim Herrlingen, Ingelores Gehörlosigkeit erkannte, wurde diese auf eine Sonderschule nach Heidelberg geschickt. Dort hatte Ingelore als einzige jüdische Schülerin sowohl bei den Mitschülern als auch bei den Lehrern einen schweren Stand.
Ingelore war sechs Jahre alt, als sie zu sprechen anfing. Nach der Reichpogromnacht im November 1938 wurde sie zurück nach Kuppenheim geschickt. Tante Cora organisierte im Jahr 1939 für die lernbegierige jetzt 15-jährige Schülerin eine jüdische Sonderschule für Schwerhörige in Wannsee, wo sie Hebräisch und das Schneiderhandwerk lernte, bei einer jüdischen Familie arbeitete sie im Haushalt. Im Oktober 1939 wurde sie auf dem Weg zur Schule von zwei jungen Soldaten vergewaltigt.
Am 6. Februar 1940 wanderte Ingelore zusammen mit ihren Eltern Berthold Herz und Amalie Herz, geb. Hamburger, sowie ihrer Tante Cora Hamburger über Holland (Rotterdam) in die USA aus. Der psychische und materielle Druck, verursacht durch die Nationalsozialisten, war immer unerträglicher geworden. Am 22. Februar 1940, in New York angekommen, stellte Ingelore fest, dass sie schwanger war. Mit viel Mühe konnte sie einen Arzt finden, der eine Abtreibung vornahm.
Jahre später lernte Ingelore ihren ersten Ehemann Herbert Stiefel kennen, einen deutschen Juden von Beruf Kostümschneider, und wie sie gehörlos. Bis zu seinem Tod waren sie 25 Jahre verheiratet, und Ingelore brachte zwei Söhne, Frank und Lester, zur Welt. Eine zweite Ehe dauerte lediglich vier Jahre, bis Ingelore ein weiteres Mal heiratete, Paul Honigstein. Mit ihm war sie 28 Jahre verheiratet, bevor Paul mit 95 Jahren starb.
Jahrzehnte lang konnte Ingelore nicht über ihr Schicksal sprechen, vor allem nicht mit ihren Söhnen, bis sie an einer Konferenz für jüdische Schwerhörige und Taubstumme teilnahm. Während eines Vortrags über die Jüdin Ruth Stern stand Ingelore auf, ging ans Mikrophon und erzählte ihre Lebensgeschichte.
Ingelore Honigstein, geb. Herz. besuchte wiederholt ihre alte Heimatstadt Kuppenheim und insbesondere ihr Elternhaus in der Friedrichstraße, wo einst bis zur „Entjudung“ die Eisenwarenhandlung ihres Vaters existierte. Heute befindet sich dort ein Friseurgeschäft. Bei einem ihrer Besuche traf sie ihre ehemalige Schulfreundin Marianne beim Frisör, und mit Hilfe von Marlies Kickert (Ehefrau des Frisörmeisters), die fließend englisch spricht, kam ein reger Gedankenaustausch zustande. Ein jahrelanger Briefwechsel zwischen Frau Kickert, der Schulfreundin Marianne und Ingelore Honigstein folgte darauf.
So kam Ingelore auch im Oktober 2009 mit ihren beiden Söhnen Frank Stiefel (Filmemacher) und Lester Stiefel in die alte Heimat. Bei diesem Besuch und bei einem Aufenthalt in Berlin drehte Frank Stiefel den Film „Ingelore“ über das Schicksal seiner Mutter in Deutschland, der 2010 bei der Berlinale gezeigt wurde.
Cora Hamburger, geboren 1904 in Rimbach bei Fürth) kam durch die verwandtschaftlichen Beziehungen zu ihre Schwester Amalia Hamburger (verh. Herz) häufig nach Kuppenheim. Als Diplomhandelslehrerin lehrte sie im "Jüdisches Landschulheim“ (entsprach dem Typ des Reform-Gymnasium) in Herrlingen bei Ulm an der Donau. Von der Landschulheimbewegung in den 30er Jahren waren auch die Juden begeistert, zumal seit der Machtergreifung Hitlers, jüdische Kinder in staatlichen Schulen im stärker Repressionen ausgesetzt waren. Auch wurde es wegen des politischen und gesellschaftlichen Drucks für die jüdischen Familien immer schwieriger, pädagogische Aufgaben zu erfüllen und in eine entsprechende Erziehungsarbeit zu leisten. Im Landschulheim konnte insbesondere der Großstadtjugend die Natur, Einfachheit und Beschaulichkeit bei eine individuellen Pädagogik und einfühlendem Verständnis wieder näher gebracht werden. Das Landschulheim und war durch ministeriellen Erlass der Regierung von Württemberg staatlich anerkannt.
Da die Stimmung im deutschen Reich ab 1933 immer unerträgliche wurde, entschlossen sich viele Juden zur Auswanderung. Dies hatte zur Folge, dass die Anzahl der jüdischen Schüler in der Einrichtung von zeitweise von bis zu 150 stark zurück ging und die Schließung drohte. Im März 1939 wurde die Schule geschlossen und ein Zwangs-Altersheim für jüdische Bewohner eingerichtet. Von 1943 bis 1945 wurden die Gebäude schließlich Generalfeldmarschall Erwin Rommel und seiner Familie zur Verfügung gestellt. Cora Hamburger verlor ihre Arbeit an der Schule, wohnte deshalb immer wieder bei ihrem Schwager in Kuppenheim, zum Teil auch in Baden-Baden (als Hausangestellte).
Fotos
Ingelore Herz, verh. Honigstein, mit ihrem Sohn Frank Stiefel (aus erster Ehe), der als Hollywood-Regisseur den Berlinale-Film „Ingelore“ drehte. Drehort war u.a. Kuppenheim.
Ingelore Herz schildert im Film „Ingelore“ ihr Leben als jugendliche Jüdin in Kuppenheim und in anderen Orten Deutschlands.
Gunter Demnig legte bisher nahezu 70 000 Stolpersteine, 54 auch in Kuppenheim.
Vier Stolpersteine für die Familie Herz / Homburger in der Murgtalstraße 37.
Kommunal-Echo 14. Juni 2018
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Ziel: 85 Stolpersteine in Kuppenheim
Seit 2013 wurden in Kuppenheim bei fünf Legungen 54 Stolpersteine in den Gehweg eingelassen. In diesem Jahr folgen weitere sieben Steine in der Friedrichstraße 98, Murgtalstraße 17 und 37. 2019 werden dann noch einmal sieben Stolpersteine in der Murgtalstraße 2 gelegt, sodass sich die Zahl auf 68 erhöhen wird. Der Arbeitskreis hofft in den Jahren 2020 und 2021 die letzten 15 (eventuell zusätzlich zwei für Berta Baum und Arnold Roos, Euthansieopfer) Stolpersteine realisieren zu können, sodass sich die Gesamtzahl auf 85 beläuft. Eine Broschüre soll die Aktion abschließen.
Stolpersteine auch für die letzten Kuppenheimer Juden
Die Recherchen für zwei Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes sind noch nicht abgeschlossen. Darüber hinaus ist es ein großes Anliegen des Arbeitskreises, dass auch die beiden Familien Kahn (Nathan Kahn: fünf Steine und Maier Kahn: zehn Steine) in der Rheinstraße als letzte der ehemals Kuppenheimer Juden ihren „Gedenkstein" erhalten, dort, wo sie in friedlicher Nachbarschaft zu ihren christlichen Mitbürgern lebten. Die Zustimmung der Anwohner bzw. die Neuauflage eines entsprechenden Gemeinderatsbeschlusses zur Legung der Stolpersteine auf dem öffentlichen Gehweg steht jedoch noch aus. Gunter Demnig kommt zum sechsten Mal nach Kuppenheim, um Stolpersteine zu legen.
Stolperstein für Cora Hamburger in der Murgtalstraße 37
Cora Hamburger wurde am 23. Februar 1904 in Rimbach/Hessen geboren. Coras Vater Rudolf Hamburger (geb. in Rimbach bei Fürth) verstarb 1942 in Worms an Krebs. Ihre Mutter Johanna Fürth aus Osterpai bei Boppard am Rhein verstarb ebenfalls im Jahr 1942 in Worms.
Durch die verwandtschaftlichen Beziehungen zu ihre Schwester Amalia Hamburger, geb. am 5. März 1899 ebenfalls in Rimbach, und ihrem Schwager Berthold Herz (Kaufmann und Eisenwarenhändler) sowie deren Tochter Ingelore kam sie häufig nach Kuppenheim. Ingelore war taubstum, was die Eltern über viele Jahre nicht erkannten und sich ihrer angeblich behinderten Tochter schämten. Erst nachdem Cora die Eltern aufklärte, konnte Ingelore in Heidelberg eine Schule für Scherhörige und Taubstumme besuchen, so dass sie endlich mit sechs Jahren das erste Wort und mit acht Jahren den ersten Satz sprechen konnte.
Als Diplomhandelslehrerin lehrte Cora Hamburger im "Jüdisches Landschulheim“ in Herrlingen bei Ulm an der Donau. Von der Landschulheimbewegung in den 30er Jahren waren auch die Juden begeistert, zumal seit der Machtergreifung Hitlers, jüdische Kinder in staatlichen Schulen immer stärker Repressionen ausgesetzt waren. Auch wurde es wegen des politischen und gesellschaftlichen Drucks für die jüdischen Familien immer schwieriger, pädagogische Aufgaben zu erfüllen und in eine entsprechende Erziehungsarbeit zu leisten. Im Landschulheim konnte insbesondere der Gro0ßstadtjugendsd die Natur, Einfachheit und Beschaulichkeit bei einer individuellen Pädagogik und einfühlendem Verständnis wieder nähergebracht werden. Das Landschulheim entsprach dem Typ des Reform-Gymnasium und war durch ministeriellen Erlass der Regierung von Württemberg staatlich anerkannt.
Der Lehrplan gliederte sich in drei Bereiche. 1. Einführung der jüdischen Kinder aller sozialen Schichten im deutschen und jüdischen Kulturkreis und sie zu Persönlichkeiten zu erziehen; 2. Sprachliche Vorbereitung auf die Auswanderung; 3. Vorbereitung auf handwerkliche, gärtnerische und hauswirtschaftliche Ausbildung im Rahmen der beruflichen Umschichtung der Juden.
Da die Stimmung im deutschen Reich ab 1933 immer unerträgliche wurde, entschlossen sich viele Juden zur Auswanderung. Dies hatte zur Folge, dass die Anzahl der jüdischen Schüler in der Einrichtung von zeitweise von bis zu 150 stark zurück ging und die Schließung drohte.
Im März 1939 wurde die Schule geschlossen und ein Zwangs-Altersheim eingerichtet, in dem jüdische Bewohner verschiedener württembergischer Orte eingewiesen wurden. Von 1943 bis 1945 wurden die Gebäude schließlich Generalfeldmarschall Erwin Rommel und seiner Familie zur Verfügung gestellt. Mindestens 15 ehemalige Schüler und Lehrer wurden Opfer der Verfolgungszeit 1933 bis 1945.
Cora Hamburger verlor ihre Arbeit an der Schule, wohnte deshalb in der Zeit vom 22. November 1938 und Februar 1940 immer wieder bei ihrem Schwager in Kuppenheim. Am 14. September 1939 zog sie wiederum nach Kuppenheim, nachdem sie einige Zeit in ihrem Geburtsort Rimbach lebte. Seit dem 31.10.1939 muss Cora (wie auch ihre Schwester Amalie) den zusätzlichen Vornamen Sara tragen. An diesem Tag melden sich beide polizeilich von Kuppenheim ab. Vorher war Cora in Baden-Baden (Fremersberstraße 48) als Hausangestellte tätig.
Es ist davon auszugehen, dass Cora Hamburg am 5./6. Februar 1940 mit der Familie Berthold Herz nach USA auswanderte und am 22. Februar 11940, dem Geburtstag Georg Washingtons) New York erreichte.
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6. Stolpersteinlegung am Samstag, 7. Juli 2018
12:00 Uhr: Friedrichstraße 98 - Stolperstein für Blanka Meier
12:30 Uhr: Murgtalstraße 17, vor dem ehemaligen städtischen „Judenhaus“ - zwei Steine für Juliane Dreyfuß, geb. Löb, und deren Tochter Erna Dreyfuß
13:00 Uhr: Murgtalstraße 37 - drei Stolpersteine für Berthold und Amalie Herz, geb. Hamburger, sowie für die Tochter Ingelore Herz verh. Honigstein und ein Stein für Cora Hamburger
Die Legung wird musikalisch begleitet von Gerold Stefan von der Musikschule Gaggenau.
Der Initiator des weltgrößten Denkmals dieser Art, Gunter Demnig, kommt trotz seines Alters (70 Jahre) abermals nach Kuppenheim, um die Verlegung persönlich vorzunehmen. Bisher hat er mehr als 65.000 Steine in mehr als 1.100 Ortschaften und in 20 Ländern in den Gehweg eingelassen.
Erinnerung verbindet auch äußerlich - Sieben neue Stolpersteine
Blanka (Blanche) Meier gelang am 7. Juni 1937 die Flucht nach New York. Ihre Eltern Isidor und Karoline Meier wurden 1940 nach Gurs verschleppt und 1942 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert und dort vergast.
Juliane Dreyfuß und Erna Dreyfuß verloren ihren Ehemann und Vater Heinrich Dreyfuß. Dieser wurde am 10. November 1938 nach der Reichspogromnacht in Schutzhaft genommen und ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, Tage darauf von Nazi-Schergen erschlagen. Juliane Dreyfuß flüchtete am 6. März 1939 über London zu ihrer Tochter Erna in die Vereinigte Staaten von Amerika. Erna Dreyfuß konnte den Holcaust ebenfalls überleben, indem sie bereits 1933 als Zwanzigjährige in die USA emigrierte.
Berthold Herz wurde am 12.04.1897 in Kuppenheim geboren, war als selbständiger Kaufmann mit der Eisenwarenhandlung Herz & Schlorch erfolgreich, bis das florierende Geschäft (in der sechsten Generation) auf Befehl der Nationalsozialisten aufgegeben werden musste. Berthold lebte mit seiner Familie zunächst in der Friedrichstraße 86 bei den Eltern Samuel Herz und Sara Herz (geb. Maier), später in der Murgtalstraße 37, das 1939/1940 „entjudet“ wurde. Berthold emigrierte mit seiner Familie und der Schwägerin Cora Hamburger am 05./06.02.1940 in die USA.
Sie lebten in friedlicher Nachbarschaft zu ihren christlichen Mitbürgern
Den Aktiven vom Arbeitskreis ist es ein großes Anliegen, allen Kuppenheimer Juden, die vom national-sozialistischen Unrechtsregime gedemütigt, entrechtet wurden, die ihre Heimat verlassen mussten (wie die Familie Berthold Herz) oder sogar ermordet wurden (wie Heinrich Dreyfuß), einen kleinen Stein der Erinnerung zu setzen, dort, wo sie und ihre Familien zum Teil über viele Generationen in friedlicher Nachbarschaft zu ihren christlichen Mitbürgern lebten.
Es waren dies die Familien: Julius, Simon, David, Maier, Nathan, Hermann und Berthold Kahn - Salomon Lehmann - Max, Elias, David, Heinrich und Berthold Dreyfuß – Alfred und Emil Maier - Isidor Meier - sowie Emil und Kaufmann Kaufmann.
Mahnung an die junge Generation
Das Legen von Stolpersteinen dient auch als Mahnung an die Jugend und an alle, gegen die Ausgrenzung von Minderheiten und Andersdenkender wachsam zu sein. Der Arbeitskreis wirbt für Toleranz und Menschlichkeit und kooperiert mit mehreren Schulen. Esther Bejaranos vom Auschwitz-Mädchenorchester sagt (an die Jungen gerichtet): „Passt auf, dass die euch nicht verführen!“ und meint damit all diejenigen, die mit ihren Parolen und Tiraden Hass und Gewalt schüren und die Verantwortung für unsere Geschichte ignorieren.
Der Arbeitskreis hofft, dass sich viele Interessierte aus Kuppenheim und der Umgebung an der 6. Stolpersteinlegung beteiligen.
Konto für Stolpersteinspenden und die Aktionen des Arbeitskreises:
Voba Baden-Baden Rastatt, DE06 6629 0000 0061 4477 09)
Bitte lesen: Interview zu "Ingelore Honigstein" mit Marlies kickert im BT vom 04.03.2017
"Bewegende Rückkehr an den Ort der Kindheit"





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