Jüdischer Friedhof
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Jüdischer Friedhof Kuppenheim, Führungen durch ein besonderes Kulturdenkmal
Aufgrund der regen Nachfrage lädt der AK Stolpersteine zu zwei weiteren Führungen auf dem Kuppenheimer Jüdischen Friedhof (Stadtwaldstraße 120, oberhalb des Schützenhauses) ein:
Sonntag, 15. September, 11 Uhr und
Mittwoch, 18. September, 16 Uhr.
Männliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung (Mütze, Kappe, Hut…) zu tragen. Gutes Schuhwerk ist angesagt. Veranstaltungen finden auch bei Regen, nicht bei Sturm, statt. Sie sind kostenlos. Spenden für das Legen neuer Stolpersteine in Kuppenheim oder für Aktionen des Arbeitskreises (Stolpersteinreinigungen, Lesungen, Vorträge, Konzerte…) werden gerne entgegengenommen.
Zur Geschichte des Friedhofes
Der Friedhof wurde 1694 erstmals urkundlich erwähnt. Der Grabstein des Dienstboten des Gernsbacher Israel Jung ist nicht mehr erhalten, jedoch Grabsteine aus den Jahren 1694 (Naftali Herz ), 1697 (Mosche und Breinle bat Eljakum, bat = Tochter) und 1699 (Beile bat Jehuda). 1857 wurde der Friedhof vom Rabbinatsbezirk Bühl zum Verbandsfriedhof für 16 jüdische Gemeinden bestimmt, vom Bereich Ettlingen bis ins Hanauerland (Kehl/ Lichtenau).
Der Friedhof wurde während des Zweiten Weltkriegs von Nationalsozialisten verwüstet, die Aussegnungshalle in der Reichspogromnacht im Jahr 1938 zerstört, entging jedoch der vollständigen Schleifung, da das Interesse der NS-Schergen auf die Kriege im Osten und anderswo gerichtet war. Erkennbar sind heute noch etwas mehr als 1 000 Gräber für Erwachsene und 45 Gräber für Kinder. Etwa 150 Grabsteine liegen am Boden und sind von Efeu überwuchert bzw. durch Baumwurzeln beschädigt.
Anmeldung erbeten unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Führung auf dem Jüdischen Friedhof
Der Kuppenheimer Arbeitskreis Stolpersteine veranstaltet in den Monaten Oktober oder November wieder eine Führung auf dem Jüdischen Friedhof. Wer Interesse hat, daran teilzunehmen, möchte dem Arbeitskreis eine Mail zukommen lassen, um dann informiert zu werden, wann genau die kommende Begehung des Friedhofes stattfindet:
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Männliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kippa oder eine andere Kopfbedeckung mitzubringen und zu tragen. Die Führung ist kostenlos und findet auch bei Regen statt. Spenden zur Abdeckung der Kosten zur Legung weiterer Stolpersteine in Kuppenheim werden gerne entgegen genommen.
In Kuppenheim befindet sich laut Mitteilung der erstmals 1694 urkundlich erwähnte jüdische Bezirksfriedhof für Mittelbaden. Von 1814 bis 1869 wurde vom katholischen Pfarramt das Begräbnisbuch der auswärtigen jüdischen Gemeinden geführt. Der Friedhof wurde während des Zweiten Weltkriegs von Nationalsozialisten verwüstet, die Aussegnungshalle in der Reichspogromnacht im Jahr 1938 zerstört. Erkennbar sind rund 1 000 Gräber für Erwachsene und 45 Gräber für Kinder.
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Bewegte Geschichte nähergebracht Dez. 2019
Arbeitskreis Stolpersteine veranstaltet Führung für Schüler aus Muggensturm auf dem jüdischen Friedhof in Kuppenheim
Muggensturm/Kuppenheim (BNN). Es war die neunte Führung auf dem jüdischen Friedhof, die der Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim in diesem Jahr veranstaltet hat. Heinz Wolf vom Arbeitskreis führte einen amerikanischen Nachkommen der Familie Kahn, zwei Schul-Jahrgangsklassen aus Kuppenheim und Bad Rotenfels, vier neunte Klassen der Naturparkschule Realschule Gaggenau sowie am Tag der Reichspogromnacht 45 Interessierte aus der Region über das Kuppenheimer Kulturdenkmal. Zuletzt kamen etwa 15 Jugendliche von der evangelischen Kirchengemeinde Muggensturm/Bietigheim/ Ötigheim und einige Erwachsene, die sich über jüdische Begräbnissitten informierten.
Der Arbeitskreis Stolpersteine beabsichtigt mit all seinen Aktionen, auf das Schicksal der jüdischen Minderheit hinzuweisen, an die vertriebenen und ermordeten Mitbürger zu erinnern und vor allem zu mahnen, dass so etwas nie wieder passieren werde. In diesem Zusammenhang erfahren die Jugendlichen, dass es wichtig ist, sich für Toleranz gegenüber Minderheiten einzusetzen, teilte der Arbeitskreis mit.
Die Besucher auf dem Friedhof erfuhren, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Muggensturm eine kleine jüdische Gemeinde bestand. Erstmals wurde 1701 eine jüdische Familie am Ort genannt (in Kuppenheim bereits 1433). Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1875 mit 80 Personen erreicht. Bald verzog jedoch ein großer Teil der Muggensturmer Juden in die Städte der Umgebung oder wanderte aus. 1897 lebten 30, im Jahr 1910 nur noch 15 jüdische Einwohner in Muggensturm.
Zum 1. Januar 1913 wurde die Gemeinde aufgelöst und die hier noch lebenden Juden der Israelitischen Gemeinde Rastatt zugewiesen. 1924 wurden noch vier, 1933 fünf Juden gezählt. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien entschlossen sich in der Folgezeit zur Auswanderung: Julius Dreyfuß nach England, Manfred Dreyfuß nach Frankreich (1933), Jacob Roos nach Argentinien (1938), Herbert Ludwig Heimann (1938 nach England).
Die jüdischen Familien lebten vom Handel. Als größeren Gewerbebetrieb gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Tüten-, Papierwaren- und Kartonagefabrik Dreyfuss & Roos. 1833 gründete sich die Firma Vogel & Schnurmann in Muggensturm (Levy Vogel und Samuel Schnurmann), eine Lumpensortieranstalt mit Lederhandel. Simon Bernheimer aus Schmieheim bei Lahr trat 1866 als kaufmännischer Lehrling in die Firma ein. Durch Arbeitseifer und Strebsamkeit erfolgreich, eröffnete er zusammen mit dem Muggensturmer Samuel Vogel die „Vogel & Bernheimer OHG" mit Sitz in Ettlingen. Nach dem Krieg 1870/1871 begann die Modernisierung der gesamten Produktionstechnik.
Dann zogen die Industriepioniere aus Muggensturm (Samuel Schnurmann stieß als dritter Gesellschafter dazu) nach Maxau an den Rhein, um mit der Zellstoffproduktion zu beginnen. Im Verlauf der „Arisierung" durch die Nationalsozialisten mussten die damaligen Eigentümer Leo Vogel und Sally Vogel den Betrieb zwangsweise verkaufen. Sie und der Prokurist Arthur Vogel emigrierten mit ihren Familien nach England.
Elsa Dreifuss, Berthold Dreyfuss, Moritz Heimann, Margarethe Hummel, David Kahn, Lina Leopold, Leopold Löb, Elsa Meyer sowie Berta Weil, Paula (Bella) Weil und Melanie (Melonia) Schaalmann sind in der NS-Zeit umgekommen.
Eine Zeitreise erlebten die Teilnehmer bei der Führung auf dem jüdischen Friedhof in Muggensturm. Foto: pr/Wolf
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Arbeitskreis erinnert an bewegte Geschichte
Gedenken bei Führung auf jüdischem Friedhof
Kuppenheim (BNN). Mehr als 40 Interessierte aus Kuppenheim und Umgebung sind zur Führung auf dem jüdischen Friedhof Kuppenheim, veranstaltet vom örtlichen Arbeitskreis Stolpersteine, gekommen. Schwerpunkt der Begehung war das Gedenken an die Schändung des Ehrenmals für die gefallenen jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Im tapferen Kampf für Kaiser und deutsches Vaterland haben Julius Grünbaum, Karl Dreyfuß, Ludwig Herz, Joseph Kahn und der nach Baden-Baden verzogene Moses Dreyfuß ihr Leben gelassen.
NS-Regime zerstört Gräber und Ehrenmal
Die SA- Schergen haben darüber hinaus dutzende Grabplatten aus jüdischen Grabsteinen gerissen und zertrümmert, von Juden aus Kuppenheim und anderen Gemeinden, die über Jahrzehnte zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben ihrer Heimatgemeinden gehörten. Sie waren Deutsche mit all ihren Rechten und Pflichten.
Neben dem Niederbrennen der Kuppenheimer Synagoge in der Löwengasse und dem barbarischen Wüten in den jüdischen Wohn- und Geschäftshäusern, zerstörten die Nationalsozialisten auch die Einsegnungshalle auf dem jüdischen Friedhof. Dann wurden auch noch sechs angesehene jüdische Geschäftsleute verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. In Prittelbach ermordete die SS Heinrich Dreyfuß. Zur Abrundung der abstrusen NS-Strategie bürdete die NS-Regierung der jüdischen Gemeinde Kuppenheim noch die Kosten der Pogromnacht auf.
Die Reichspogromnacht war auch für die neun überlebenden jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges Wendepunkt in ihrem bürgerlichen Leben. Entweder mussten sie fliehen, so Berthold, Karl und Max Dreyfuß, Alfred Maier sowie Berthold Herz oder sie kamen in Deportations- und Konzentrationslagern ums Leben. Semi Schlorch von der angesehenen Eisenwarenhandlung „Herz und Schlorch" wurde in Auschwitz ermordet, Salomon Kuppenheimer und Adolf Kahn starben in Gurs.
Der Arbeitskreis Stolpersteine beabsichtigt mit all seinen Aktionen - etwa Führungen auf dem jüdischen Friedhof, den mittlerweile sieben Stolpersteinlegungen und den Stolpersteinreinigungen zu den einzelnen Gedenktagen, den Konzerten und Lesungen sowie den Vorträgen - auf das Schicksal der jüdischen Minderheit hinzuweisen, an die vertriebenen und ermordeten Mitbürger zu erinnern und vor allem zu mahnen, dass so etwas nie wieder passieren würde. Der Vorfall in Hall" und all die Angriffe auf Synagogen, Juden und Mitgliedern anderer Minderheiten, sollen Mahnung sein für ein menschliches, weltoffenes und tolerantes Deutschland, für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in diesem Land, ungeachtet ihrer Weltanschauung, Religion, Kultur oder Hautfarbe, so der Arbeitskreis. Die Veranstaltungen seien insbesondere an junge Menschen gerichtet.
Zahlreiche Interessierte aus Kuppenheim und Umgebung beteiligten sich an der Führung. Foto: Wolf/pr
BNN; Dez.2019
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Realschüler auf den Spuren jüdischer Traditionen im Murgtal Juli 2019
Der AK Stolpersteine Kuppenheim hat in den vergangenen Jahren wiederholt Schüler der Kuppenheimer Werne-von-Siemens-Realschule und der Favorite Werkrealschule über den jüdischen Friedhof geführt. Heinz Wolf vom Arbeitskreis war beeindruckt von dem disziplinierten Verhalten der Schüler. Insbesondere Schüler mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und aus dem Nordirak zeigten wegen ihrer eigenen Erlebnisse tiefes Mitgefühl mit dem Schicksal der Familien, Lehmann, Herz, Schlorch und Kahn, die während der Führung exemplarisch vorgetragen wurden.
AK Stolpersteine außerschulischer Partner der Naturparkschule Realschule Gaggenau
Die Neuntklässler der Realschule Gaggenau besuchten vor den Sommerferien den jüdischen Friedhof in Kuppenheim. Die Schüler lauschten aufmerksam den interessanten Ausführungen von Heinz Wolf vom Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim. Er wurde als außerschulischer Partner von der angehenden Naturparkschule engagiert, um die Schülern im Rahmen des Moduls „NS-Zeit im Murgtal - eine Spurensuche" über den Friedhof zu führen. Das Kennenlernen der Geschichte vor Ort im Sinne moderner Heimatkunde ist ein wichtiger Bestandteil des Konzepts der Naturparkschulen.
Mehr als 100 Schüler beeindruckt von jüdischer Begräbniskultur
Die vier neunten Klassen haben den jüdischen Friedhof jeweils an unterschiedlichen Tagen besucht. Die Anreise erfolgte mit dem Fahrrad, per Straßenbahn oder zu Fuß. Vor Ort lernten die Neuntklässler zunächst die verschiedenen Ecken des Friedhofs kennen. Die ältesten Grabfelder stammen aus der Zeit um 1700. Einige der zum Teil sehr kunstvollen und von der Zeit gezeichneten Grabsteine wurden wieder instandgesetzt, aber es gibt auch Bereiche, in denen die Grabfelder der Natur überlassen werden. Die Schüler erfahren, dass es einen separaten Bereich für Kindergräber gibt.
Juden waren Teil von Kuppenheim
Am Beispiel der Grabsteine erläuterte der Experte, dass jüdisches Leben mit seinen Traditionen ein fester Bestandteil der Heimatregion im Murgtal war, bis es durch die Gräueltaten der Nazis auch hier vernichtet wurde. Viele Spuren in Kunst und Architektur weisen bis heute auf diese Traditionen hin. Die Jugendlichen beeindruckten besonders die Einzelschicksale, die bei vielen der hier Begrabenen eng mit der Ortsgeschichte von Gaggenau und Bad Rotenfels verwoben sind. Erst im Winter hatten einige der Schüler den Stolperstein von Nathan Kahn geputzt, auf Gräber seiner Familie stießen sie auch beim Besuch des Friedhofs.
Eine nachhaltige Besichtigung – respektvoller Umgang mit Minderheiten
Die Stimmung auf dem Nachhauseweg von diesem eindrücklichen Ausflug ist nachdenklich. Vielen sind die Parallelen zwischen der Unterdrückung jüdischer Mitbürger damals und dem Umgang mit Minderheiten heute klar geworden. „Ich denke, die Botschaft ist angekommen, dass Minderheiten unsere gesellschaftliche Vielfalt bereichern und dass jeder ein Stück weit für einen achtsamen und respektvollen Umgang mit Minderheiten verantwortlich ist", so das Fazit von Lehrerin Elena Wunsch nach dem Ausflug.
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