Begräbnisse und Bräuche
Jüdische Begräbnis-Sitten und Begräbnis-Bräuche
Kleine Steine: Auf den Grabsteinen finden sich immer wieder kleine Steine - ein Zeichen, dass das Grab von Angehörigen besucht worden ist. Dieser Gebrauch ist vermutlich uralt und dürfte noch bis zum nomadischen Ursprung der Israeliten zurückgehen. Nomaden legen Wert darauf, dass ein Grab mit möglichst vielen Steinen bedeckt ist, damit der Tote vor wilden Tieren beschützt ist.
Kindergräber: Auf den Friedhöfen findet man meist an einer besonderen Stelle Gräber für Kinder sind erkennbar an den kleinen Grabsteinen.
Auch die Gräber für nichtjüdische Ehegatten oder diejenigen von Frauen, die im Wochenbett starben, lagen abseits des eigentlichen" Gräberfeldes (nach jüdischer Überlieferung „unrein").
Oft stehen auf den Friedhöfen Gedenksteine oder -tafeln für die jüdischen Gefallenen einer Gemeinde im 1. Weltkrieg. Es war selbstverständlich für die Deutschen jüdischen Glaubens, für ihr Vaterland in den Krieg zu ziehen. 5 Juden aus Kuppenheim sind gefallen, 10 Juden überlebten.
Grabeinfassung + Blumenschmuck selten, kommen erst Ende des 20. Jahrhundert vor.
Der Friedhof muss außerdem von einer Mauer, eines Zaunes oder einer festen Hecke umschlossen sein. Sein Tor soll am Sabbat und an jüdischen Feiertagen geschlossen blei- ben, denn diese Tage sind der Freude und nicht der Trauer geweiht.
Da kein Jude materiellen Nutzen aus dem Friedhof ziehen darf, werden die Grabmale von nichtjüdischen Steinmetzen hergestellt.
Die ältesten Grabsteine sind durchgängig aus Sandstein gefertigt. Es handelt sich meist um einfache Stelen mit geradem oder Segmentbogenabschluss. Das Material für die Grabsteine kommt zumeist aus den in der Region vorkommenden Gestein aus einem nahe liegenden Steinbruch. Sandsteine und Kalksandsteine sind infolge des sauren Regens dem „Sandsteinfraß“ stark ausgesetzt.
Ältere Grabsteine wurden ohne Fundament errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte versin- ken sie deshalb häufig im weichen Boden. Neuere Grabsteine besitzen einen Sockel ohne Fundament. Dennoch besteht die Gefahr, dass sie umstürzen.
Die rein hebräischen Inschriften sind tief eingeschlagen und die Buchstaben groß. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Einfluss der christlichen Grabkultur immer deutlicher sichtbar. Klassizistische Formen treten neben die einfachen Stelen.
Auf Deutsch finden sich jetzt Namen und Lebensdaten nach dem bürgerlichen Kalender auf der Rückseite der Grabsteine. Die hebräischen Inschriften werden länger und die Buchstaben kleiner und sind somit der Verwitterung ausgesetzt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehren sich Steine aus poliertem Granit, die auf einem Sockel stehen. Sie widerstehen dem Verwitterungsprozess erfolgreich.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden viele Gräber mit Einfassungen versehen (Gräber 1010-1070), was von der Orthodoxie aber als Übernahme von christlichen Friedhöfen streng abgelehnt wurde.
Die deutsche Sprache hat inzwischen das Hebräische fast ganz verdrängt.