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2010 Arbeitskreis - zwei Gründungsversuche - Presse - Leserbriefe

 

O  Gründung eines Arbeitsktreises "Stolpersteine Kuppenheim" - erster Versuch

O  Gründung des AK Stolpersteine Kuppenheim - zweiter Versuch

O  Neuer Gemeinderatsbeschluss gefordert

O  Erste Verlegung verschoben

O  Erinnerung asn jüdische Bürger (BT 10.04.2010)

O  Nicht der Initiator gewesen (Leserbrief Paul Sachse, BT 15.04.2010)

O  "Stolpersteine" gegen das Vergessen (BNN 10.04.2010)

O  Kontakte zu jüdischen Menschen (Leserbrief KJG, BNN 13.04.2010)

O  Reges Interesse an Stolpersteinen  (BT 17.04.2010)

O  Arbeitskreis bereitet Aktion vor (BT 16.07.2010)

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2010  Arbeitskreis „Stolpersteine Kuppenheim“ (erster Versuch)

 

22. 02.2010 

Bürgermeister Mußler wird im persönlichen Gespräch als Erster unter Gleichen zur konstituierenden Sitzung des „Arbeitskreises Stolpersteine“ eingeladen. In diesem Zusammenhang wird ihm das Gipsmodel des Kriegerdenkmals von Erwin Roos mit dem Hinweis überreicht, dass die ermordeten jüdischen Mitbürger, ebenso wie die gefallenen Soldaten, ein Recht auf Namensnennung im öffentlichen Raum hätten.

 

02.03.2010

Am 2.März ist der Versuch einen Arbeitskreis zu gründen, gescheitert. Die Mitglieder der Stadtverwaltung, die Vertretung der CDU, der Freien Wähler, der Kirchen, der Schulen und des Historischen Vereins sind an diesem Tag leider verhindert bzw. reagieren nicht auf die Einladung. Der Termin ist wohl zu kurzfristig angesetzt. 

 

12.03.2010 Mündlich und

 

22.03.2010

Schriftlich erbitten Heinz Wolf bzw. Paul Sachse (im Rahmen der Vorbereitung eines Arbeitskreises) vom Stadtarchivar Gerhard Linder die vom Gemeinderat am 16.11.2009 zugesagte Liste der verstorbenen oder verschollenen jüdischen Bürger. Auch die schriftliche Bitte wird von Herrn Linder nicht beantwortet.

 

Antragsteller Stadtrat Heinz Wolf beabsichtigt, dem noch zu gründenden Arbeitskreis einen bereits aktiven Mitarbeiter (Paul Sachse) als zukünftigen Sprecher vorzuschlagen. Wolfs Bemühen, keine Ein-Parteien-Aktion zu initiieren veranlasst ihn, eine parteiunabhängige Person für den Vorsitz des Arbeitskreises zu gewinnen, diese sollte von den zukünftigen Mitarbeitern noch abgesegnet werden.

 

In der Funktion als voraussichtlicher Sprecher des Arbeitskreises spricht sich Paul Sachse,    (als Gast auf einer SPD-Sitzung am 3. März 2010) gegen ein verstärktes Engagement der SPD im Arbeitskreis aus, damit die Chance für ein möglichst breites Bürgerbündnis erhalten bleibt. Dazu wird ein einvernehmlicher Beschluss gefasst. 

 

Ebenfalls in der Funktion als voraussichtlicher Sprecher des Arbeitskreises gibt Paul Sachse einer freien Journalistin ein Interview, um auf den neuen Termin des Arbeitskreises hinzuweisen.

 

10.04.2010

 

Dieses leider nicht redigierte Interview erscheint in einer derart verzerrten Version in der regionalen Presse, so dass der Eindruck entsteht, der vorgesehene Sprecher Paul Sachse stelle sich selbstherrlich als Alleininitiator der Aktion  „Stolpersteine“ dar.                                                            

 

 

12.04.2010  

Obwohl der Betroffene umgehend und schriftlich seine Gegendarstellung der Presse und allen Ansprechpartnern in der Verwaltung, den Parteien, den Kirchen, den Schulen und dem Historischen Verein mitteilt, bleibt die Reaktion unbeirrt vorverurteilend bis diffamierend.

 

13.04.2010  

Bürgermeister Mußler macht die Kooperation der Verwaltung mit dem Arbeitskreis    

„Stolpersteine“ davon abhängig, dass der vorgesehene Sprecher des Arbeitskreises Paul

Sachse auf keinen Fall durch eine Wahl bestätigt wird.

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2010 Arbeitskreis „Stolpersteine Kuppenheim“ (zweiter Versuch)

 

14.04.2010                                                                                                                  Der 2. Versuch einer konstituierenden Sitzung findet unter reger Beteiligung von 20 interessierten Mitbürgern unterschiedlichen Alters statt. Anwesend ist auch der   evangelischen Pastor und der Vorsitzende der Freien Wähler. Die eingeladenen Mitglieder der Stadtverwaltung, die Vertretung der CDU, Vertreter der katholischen Kirche und des Historischen Vereins sind an diesem Tag leider verhindert. Ein Mitglied des Historischen Vereins ist ohne Autorisierung des Vereins anwesend.

 

Die Wahl eines Sprechers für den Arbeitskreis scheitert zunächst, da sich niemand zur Verfügung stellt und der umstrittene Kandidat Paul Sachse das angebotenen Amt ablehnt, da ihm das Anliegen, dass die jüdischen Mitbürger an ihren ehemaligen Wohnhäusern ein Gedenkstein erhalten, vorrangig am Herzen liegt.

 

Die Anwesenden beschließen schließlich in einer lebhaften Diskussion die Gründung  eines Arbeitskreises mit Stadtrat Heinz Wolf als Vorsitzenden. Es wird informell geklärt, wer stellvertretender Vorsitzender (Winfried Futter) wird, wer sich um Presse sowie technische Durchführung der Aktion kümmert

 

Die ersten 15 Spender von Gedenksteinen sind gefunden.

 

Der Arbeitskreises bespricht die sich anbahnende  Problematik: Wenn die Gemeinde auf ihr Wegerecht verzichtet und die Verlegung der Stolpersteine von der Zustimmung des jeweiligen Grundbesitzers abhängt, dann entscheidet deren Wohlwollen darüber, welches Opfer  einen Gedenkstein erhält und welches nicht.

 

In den wenigen Gemeinden, die dieses Verfahren (Grundstücksbesitzer befragen)  gewählt

haben, kam es laut Stolperstein-Initiator Gunter Demnig zu erheblichen Konflikten.

 

April 2010                                                                                                  

Dies erörtert Paul Sachse u.a. mit dem evangelischen Pastor Herrn Biskup. Dabei entsteht

die Idee (anstatt der Stolpersteine) eine Bronzetafel mit den Namen der getöteten

jüdischen Mitbürger am Synagogenplatz anzubringen. Vor allem Thomas und Susanne Mackert lehnen diesen Vorschlag als nicht zu  akzeptierenden Kompromiss ab. In seiner Funktion als CDU-Mitglied erklärt sich Thomas Mackert bereit, sich bei den ihm bekannten Gemeinderatsmitgliedern für „die Ausübung des Wegerechts durch die Stadt Kuppenheim“ stark machen.

 

Schließlich geht vom Arbeitskreis die Initiative aus, einen erneuten Antrag an den Gemeinderat zu stellen.

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2010 Die Stadt möchte nicht auf ihre Wegerecht verzichten –

Stolpersteine im öffentlichen Raum

14.07.2010                                                                                             

Arbeitskreis-Vorsitzender Heinz Wolf stellt einen Antrag an den Gemeinderat. Er

bezieht sich dabei auf die in Hunderten von Städten (wie z. B. Baden-Baden)

übliche Praxis, beim Verlegen der Stolpersteine im öffentlichen Raum auf eine  

Einverständniserklärung der Grundstücks-/Hausbesitzer zu verzichten:

         

Die Stadt Kuppenheim beschließt, dass allen von den Nationalsozialisten verschleppten und ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern an ihrem letzten Wohnort ein so genannter Stolperstein gesetzt werden kann.

Der Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim" übernimmt die Einwerbung der dafür benötigten Finanzmittel.

Der ursprüngliche Beschluss des Gemeinderats vom November 2009 (s. Antrag der SPD-Kuppenheim vom 06. 11. 2008), vor dem Einsetzen der Gedenksteine die Erlaubnis der aktuellen Grundstücksbesitzerinnen einzuholen wird aufgehoben, damit jedem Todesopfer vor seinem letzten Wohnsitz ein Gedenkstein garantiert werden kann.

Die Mitglieder des Arbeitskreises werden dennoch mit den ihnen bekannten Grundstücks­besitzern und Anwohnern Gespräche führen und ihnen die Aktion Stolpersteine erläutern. Gaggenau, Maisch und über 200 weitere Städte und Gemeinden haben mit diesem Verfahren gute Erfahrungen gesammelt. Dies wurde uns auch vom Organisationsteam um Gunter Demnig bestätigt.

Der Gemeinderat beschließt des Weiteren, dass die Arbeitsgruppe Stolpersteine Kuppenheim" vom Stadtarchiv die Adressen der Todesopfer nach der Liste von Yad Vashem erhält, damit die Steineinlassung umgesetzt werden kann.

Es zeigt sich jedoch, dass der Antrag (in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung vorberaten) in der anschließenden öffentlichen Gemeinderatssitzung keine Mehrheit erhalten würde. Stadtrat Wolf zieht den Antrag zurück.

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Der Arbeitskreis geht auf Vorschlag von Bürgermeister Mußler ein

 

Verlegetermin (11.04.2011) aufgehoben    

 

30.08.2010  

Bürgermeister Karsten Mußler begrüßt, dass der Arbeitskreis nunmehr sich mit dem  

Heimatverein Malsch in Verbindung setzen will und dass Grundstücks- und  Hausbesitzer sowie die Bewohner und Anwohner der betroffenen ehemals jüdischen Wohnhäuser per Brief zu einer öffentlichen Veranstaltung nach Malscher Vorbild eingeladen werden sollen. Der Arbeitskreis erbittet nun die Mithilfe der Stadt Kuppenheim beim Eruieren und Versenden der Einladungen.

 

Darüber hinaus erinnerte Vorsitzender Wolf an die Zusage des Bürgermeisters, dem Arbeitskreis die damaligen Wohnanschriften und persönlichen Daten der ermordeten jüdischen Mitbürger zukommen zu lassen.

 

Da der Verlegetermin der Stolpersteine (11. Oktober 2010) nicht mehr zu halten ist, tauscht der Arbeitskreis den Termin mit der Initiative in Malsch (Josef Bechler). Der nun vorgesehene Termin: 11. April 2011. Die Arbeitskreismitglieder Sachse und Wolf begeben sich nach  Malsch, um dem Einlassen der Malscher Stolpersteine beizuwohnen und um vor Ort intensive Gespräche mit den dortigen Initiatoren und mit Gunter Demnig zu führen.

 

Dabei erfahren Sie, dass Frau Knobloch (damals Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland) von ihrer Ablehnung der Aktion Stolpersteine abgerückt sei.

 

02.09.2010                                                                                        

Bürgermeister Mußler und Archivar Gerhard Linder fordern Arbeitskreisvorsitzenden Wolf

auf, das Buch „Die jüdische Gemeinde in Kuppenheim“  sowie das ergänzende Bürgerbuch ausgiebig durchzuforsten.

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Erinnerung an jüdische Bürger

 

 

Paul Sachse will Arbeitskreis „Stolpersteine" gründen /               Tafeln vor Häusern weisen auf einstige Bewohner hin

 

 

Kuppenheim (ar) - Jeden Tag musste der heute 60-jährige gebürtige Kuppenheimer Paul Sachse als Kind auf seinem Schulweg entlang der Stadt­mauer an der Ruine der ehe­maligen jüdischen Synagoge vorbeilaufen. Antworten auf seine vielen Fragen erhielt da­mals er keine. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, dass diese dunkle Seite der Kup­penheimer Geschichte und die von ihr betroffenen Men­schen nicht in Vergessenheit geraten.

 

 

Am Mittwoch, 14. April, lädt er alle Interessierten um 19.30 Uhr im Gasthaus „Blume" in Kuppenheim zur Gründungs­versammlung des Arbeitskrei­ses „Stolpersteine" ein. „Die Menschen, die während der Nazi-Herrschaft in unserer Heimatstadt auf diese Art und Weise sterben mussten, haben ein Recht darauf, dass man ih­re Namen kennt", sagt Paul Sachse, der viele Jahre lang in Hamburg lebte, wo zahlreiche so genannte „Stolpersteine" an ehemalige jüdische Einwohner erinnern.

 

 

Künstler Gunter Demnig rief Aktion ins Leben

 

 

In mehr als 500 Orten, unter anderem in Baden-Baden und Gaggenau, aber auch in Städ­ten des benachbarten Aus­lands, erinnern „Stolpersteine" vor Häusern an die ehemals dort lebenden und vertriebe­nen und ermordeten Juden.

 

 

„Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist", lautet die Philosophie des aus Köln stammenden Künst­lers Gunter Demnig, der die Aktion „Stolpersteine" ins Le­ben gerufen hat. Auf jede in den Boden eingelassene Mes­singplatte steht ein Name, hin­ter jedem Namen steht ein Mensch, der sein Leben lassen musste. Im Jahr 1864 lebten in Kuppenheim 142 Personen jü­dischen Glaubens, mehr als zehn Prozent der damaligen Bevölkerung.

 

 

Bis 1933 gab es zehn jüdi­sche Handels- und Gewerbe­betriebe. Am frühen Morgen des 10. November 1938 kamen SA-Leute nach Kuppenheim und zündeten die Synagoge in der heutigen Löwengasse an. Elf jüdische Männer wurden auf einen Sammelplatz bei der Turnhalle gebracht und nach Bruchsal oder in das Konzentrationslager Dachau ver­schleppt. Von den in Kuppen­heim lebenden jüdischen Mit­bürgern mussten weitere 30 in Konzentrationslagern ihr Le­ben lassen.

 

 

„Wer weiß heute noch, dass in der Friedrichstraße 75 da­mals Salomon Lehmann mit seiner Familie als geachteter Geschäftsmann wohnte und viele Kuppenheimer seine Metzgerei besuchten?", fragt Sachse, auf dessen Initiative bereits die Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge realisiert werden konnte.

 

 

Bleibende Erinnerung an ermordete Mitbürger

 

 

Er möchte in der Bevölke­rung ein Bündnis finden, damit nach außen deutlich wird, dass die Stadt Kuppenheim und ih­re Bürger hinter dem Versuch stehen, den ermordeten jüdi­schen Mitbürgern ebenso wie den gefallenen Soldaten ihre Namen zurück zu geben. Am 22. Oktober dieses Jahres jährt sich der letzte Abtransport der Kuppenheimer jüdischen Mit­bürger zum 70. Mal. Am 10. Oktober könnte Demnig nach Kuppenheim kommen, um die Steine einzulassen. Notwendig ist jedoch zuvor eine Zusam­menarbeit mit Archivar Ger­hard Linder.

 

Initiator Paul Sachse hatte bereits Anfang März versucht, einige Kuppenheimer für die Aktion zu gewinnen. Jedoch war seine Einladung auf recht wenig Resonanz gestoßen. Nun will er diesbezüglich ei­nen erneuten Anlauf nehmen. Eine Zusage zur Mitarbeit ha­ben laut Sachse bisher die Re­alschule Kuppenheim und die evangelische Kirchengemeinde gegeben. Patenschaften für zehn „Stolpersteine" seien schon angeboten worden.

 

 

Badisches Tagblatt, 10.04.2010, Anne-Rose Reif

 

siehe auch: "Stolpersteine2 gegen das Vewrgessen, BNN 10.04.2010, anne-Rose Reif

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Nicht der Initiator gewesen

 

Zu den „Stolpersteinen" in Kuppenheim er­hielten wir diese Zuschrift:

Richtig und belegbar ist, dass ich mich seit 1995 aktiv für eine Erneuerung der Gedenkta­fel am heutigen Synagogenplatz in Kuppen­heim eingesetzt habe. Auch belegbar ist, dass diese Auseinandersetzung sechs Jahre dauer­te, bis sich eine Mehrheit für die differenzier­tere neue Gedenktafel fand. Allerdings war es auch damals nicht durchsetzbar, vergleichbar mit den Kriegerdenkmälern, die Namen der ermordeten jüdischen Mitbürger dort zu ver­ewigen.

Als ich nun erfuhr, dass die SPD im Ge­meinderat erfolgreich die Zustimmung zur Verlegung der Stolpersteine erreicht hatte, war ich der Stolpersteine wegen sehr erfreut.

Nach einem persönlichen Gespräch mit Bürgermeister Mußler hatte ich den Eindruck, dass auch er die Aktion mittragen würde. Da­mit nun dieser Gemeinderatsbeschluss nicht nur ein frommer Wunsch bleibt, war ich be­reit, an der Umsetzung mitzuarbeiten. Der 1 Artikel vom Samstag erweckte aber den Eindruck als wäre ich auch diesmal der Initiator. Diesem Eindruck muss ich entschieden wider­sprechen. Ich habe lediglich, in Absprache mit Herrn Wolf, die Einladungen zu einem Tref­fen geschrieben, dessen Ziel das öffentliche Gedenken an Kuppenheimer Mitbürger sein soll, die unter den Bücken der Welt, gedemü­tigt, gefoltert und getötet wurden wie jener Jude an den wir gerade in den vergangenen Tagen wieder gedacht haben.

Paul Sachse Wilhelmstraße 25, Kuppenheim, BT 15.04.2010

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„Stolpersteinbe“ gegen das Verbrechen

 

Paul Sachse will Bürgeraktion ins Leben rufen

 

Kuppenheim (ar). Jeden Tag musste der heu­te 60-jährige gebürtige Kuppenheimer Paul Sachse als Kind auf seinem Weg in die Schule entlang der Stadtmauer vorbei an der Ruine der ehemaligen jüdischen Synagoge laufen. Antworten auf seine vielen Fragen erhielt er keine. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, dass diese dunkle Seite der Kuppenheimer Ge­schichte und die von ihr betroffenen Menschen nicht in Vergessenheit geraten. Am Mittwoch, 14. April, lädt er alle Interessierten um 19.30 Uhr im Gasthaus „Blume" in Kuppenheim zur Gründungs Versammlung des Arbeitskreises „Stolpersteine" ein.

 

 

„Die Menschen, die während der Nazi-Herr­schaft in unserer Heimatstadt auf diese Art und Weise sterben    mussten, haben ein Recht darauf, dass man ihre Namen

 

kennt", bemerkt Sachse, der viele Jah­re in Hamburg lebte, wo zahlreiche sogenannte „Stolpersteine" an die ehemaligen jüdischen Mitbewohner erinnern.

 

 

In mehr als 500 Orten in Deutschland, unter anderem in Baden-Baden und Gaggenau, zwi­schenzeitlich aber auch in vielen Städten des benachbarten Auslands, erinnern „Stolper­steine" vor Häusern an die ehemals dort leben­den und auf grausamste Weise vertriebenen und ermordeten Juden.

 

 

„Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist", lautet die Philosophie des aus Köln stammenden Künstlers Gunter Demnig, der die Aktion „Stolpersteine" vor Jahren ins Leben gerufen hat. Auf jeder in den Boden ein­gelassenen Messingplatte steht ein Name, hin­ter jedem Namen steht ein Mensch, der sein Leben lassen musste.

 

 

Im Jahre 1864 lebten in Kuppenheim 142 Personen jüdischen Glaubens, mehr als zehn Prozent der damaligen Bevölkerung. Bis nach 1933 gab es zehn jüdische Handels- und Ge­werbebetriebe. Am frühen Morgen des 10. No­vember 1938 kamen SA-Leute nach Kuppen­heim und zündeten die Synagoge in der heuti­gen Löwengasse an. Elf jüdische Männer wur­den auf einen Sammelplatz bei der Turnhalle gebracht und von dort nach Bruchsal oder in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Von den in Kuppenheim lebenden jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern mussten wei­tere rund 30 in Konzentrationslagern ihr Le­ben lassen.

 

 

„Wer weiß heute noch, dass in der Friedrich­straße 75 damals Salomon Lehmann mit seiner Familie als geachteter Geschäftsmann wohnte und viele Kuppenheimer seine Metzgerei be­suchten?", fragt Sachse, auf dessen Initiative bereitä die Gedenktafel an der ehemaligen Sy­nagoge realisiert werden konnte. Er möchte in der Bevölkerung ein breites Bündnis fin­den, damit nach außen deutlich wird, dass die Stadt Kuppenheim und ihre Bürgeraktion geschlossen hinter dem Versuch stehen, den er­mordeten jüdischen Mitbürgern ebenso wie den gefallenen Soldaten ihre Namen zurück­zugeben.

 

 

Erinnerung an vertriebene und ermordete Juden

 

 

Am 22. Oktober dieses Jahres jährt sich der letzte Abtransport der Kuppenheimer jüdi­schen Mitbürger zum 70. Mal. Am 10. Oktober könnte Künstler Demnig nach Kuppenheim kommen, um die Steine einzulassen. Notwen­dig ist jedoch die in Zusammenarbeit mit Ar­chivar Gerhard Linder durchgeführte Vorar­beit. „Wir wünschen uns, dass auch der Histo­rische Verein sich seiner Verantwortung stellt und sich mit der Verfolgung und Ermordung der Kuppenheimer jüdischen Bevölkerung auseinandersetzt", äußert Sachse, der ent­täuscht war, dass der erste Versuch Anfang März, eine solche Aktion ins Leben zu rufen, auf nur wenig Resonanz der eingeladenen Per­sönlichkeiten gestoßen sei. Ihre Zusage zur Mitarbeit haben bisher erteilt die Realschule Kuppenheim und die evangelische Kirchenge­meinde. Patenschaften für zehn „Stolperstei­ne" wurden schon angeboten.

 

 

Badische Neueste Nachrichten, Samstag, 10. / Sonntag, 11. April 2010, Anne-Rose Reif

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Stolpersteine aus Baden hinterlassen mahnende Spuren

 

Ökumenisches Projekt in Neckarzimmern erinnert an die Deportation der Juden ins südwestfranzösische Gurs

 

Neckarzimmern/Kuppenheim. Das kleine Plätzchen wirkt geheimnisvoll. Ein aus Stein gemauerter Ring als Sitzbank, in der Mitte ein Baum, davor ein dreieckiges Gebilde mit Da­vidstern. Hier, an diesem Platz mitten in Kup­penheim, stand bis zur Reichspogromnacht eine Synagoge. Sie wurde in der Nacht auf den 10. November 1938 niedergebrannt, zwei Jahre später verschleppten die Nazis alle in Kuppenheim lebenden Juden ins südwestfranzösische Gürs.

„Schon vor einigen Jahren haben wir über den Gemeinderat erreicht, dass dieser ehema­lige Parkplatz. den Namen ,Synagogenplatz' bekommt. Jetzt haben wir hier unseren Stein zur Erinnerung an die Deportation aufge­stellt", berichtet Monika Schindler von der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) Kup­penheim. Der große Bruder des Steins steht im nordbadischen Neckarzimmern - gemeinsam mit derzeit 60 weiteren Steinen.

Dort entsteht ein Mahnmal, das an die De­portation aller badischen Juden vom 22. Okto­ber 1940 erinnert. Es hat die Form eines Da­vidsterns auf dem Boden, darauf hinterlassen Jugendgruppen aus ganz Baden ihre mahnen­den Steinspuren. Neben der KJG Kuppenheim beteiligen sich daran unter anderem Schulen aus Bretten, Oberderdingen, Jöhlingen, Gröt­zingen, Bruchsal, Bühl, Lichtenau und Achern, eine Jugend-Clique aus Gondelsheim sowie kirchliche Gruppen aus Weingarten und Heidelsheim. Eingeweiht wird das Mahnmal am Sonntag, 23. Oktober, um 15 Uhr.

Den Anstoß zu diesem Projekt gaben die evangelischen und katholischen Kirchenleitungen. Es startete im Jahr 2002 mit dem Ziel, dass Jügendliche in ihren Wohnorten auf Spu­rensuche gehen. Sie alle zeichneten nach, wo jüdische Mitbürger gelebt hatten. Inspiriert von dieser Erkundung entstanden individuelle Memorialsteine - einer für das Mahnmal in Ne­ckarzimmern, einer für den Wohnort.

„Wir hatten das Thema Deportation schon oft aufgegriffen, insofern bot sich das Projekt für unsere Gruppe an", berichtet Kuppen­heims KJG-Leiter Philipp Weber 'irh Gespräch mit den Badischen Neuesten Nachrichten. Nach einigen Sitzungen, Diskussionen und Entwürfen einigten sich die Jugendlichen auf. die Grundform eines aus Beton gegossenen Dreiecks. Auf die obere, schräge Platte wurde ein umgekehrtes Dreieck angebracht, so dass daraus ein Davidstern entsteht.

Eingemauert in den kalten Beton, der das Leiden der Menschen symbolisieren soll, wur­den 16 schwarze Steine - so viele Juden sind aus Kuppenheim verschleppt worden. „In je­den Beitrag soll eine für den Ort typische Kom­ponente eingearbeitet sein", berichtet Claudia Weber. An welcher Stelle das Kuppenheimer Werk genau stehen wird, wissen die KJG-Leute noch nicht. „Das werden wir bei der Einwei­hung sehen", so Claudia Weber.

Gemeinsam mit der Projektgruppe aus Bruchsal werden die Kuppenheimer bei der Einweihung des Mahnmals am 23. Oktober von der Suche nach Spuren jüdischen Lebens in ih­ren, Gemeinden berichten. Den Stein der fran­zösischen Gemeinde Gurs werden die Initiato­ren des Projekts schließlich am Tag der Ein­weihung auf dem 25 mal 25 Meter großen Da­vidstern befestigen. Das Mahnmal bei der Tagungsstätte der evangelischen Jugend in Neckarzimmern ist frei zugänglich. Weitere In­formationen gibt im Internet unter der Adresse www.mahnmalprojekt.de".

Badische Neueste Nachrichten, Samstag, 15. / Sonntag, 16. Oktober 2005, BNN- Mitarbeiter Michael Janke

Foto.

HELLES DREIECK ERINNERT AN DUNKLE ZEIT: Monika Schindler, Philipp Weber und Claudia Weber (von links) von der KJG setzen mit ihrem Stein einen Akzent im Zentrum Kuppenheims. Foto: Janke

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Reges Interesse an Stolpersteinen

 

 

Rund 20 Teilnehmer bei Gründung des Arbeitskreises

 

 

Kuppenheim (mak) - „Das erste Treffen hat richtig Mut gemacht, es. war eine Aufbruchstimmung da", freut sich der Kuppenheimer SPD-Stadt­rat Heinz Wolf über die Grün­dung des Arbeitskreises Stolpersteine am Mittwochabend, dessen Sprecher er momentan noch ist: „Ich möchte jeman­den finden, der die Funktion übernimmt, damit die Aktion losgelöst von der SPD stattfin­den kann." Es seien alte und junge Kuppenheimer, Zeitzeu­gen und auch Hinzugezogene dabei gewesen, freut sich Wolf über das Generationen übergrei­fende Interesse an dem Pro­jekt, bei dem vor den Häusern, in denen einst jüdische Mitbür­ger wohnten, ein Gedenkstein in den Gehweg eingelassen wird (wir berichteten).

 

 

Pfarrer Jürgen Biskup habe zugesagt, in der evangelischen Kirchengemeinde für das Vorhaben zu werben, berichtet Wolf weiter, der nun Kontakt zum Stadtarchiv und Grund­buchamt aufnimmt, um die er­forderlichen Daten zu erhalten. In einem nächsten Schritt sol­len die betreffenden Bewohner über die beabsichtigten Stolpersteine vor dem Haus infor­miert und um Zustimmung ge­beten werden.

 

 

Ein Stolperstein kostet 95 Euro, für die Finanzierung von 16 Steinen habe es feste Zusa­gen gegeben. Noch vor den Sommerferien sollen bei einem Rundgang die Stolperstein-Or­te besichtigt werden.

 

 

BT 16.04.2010

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Verlegen von Stolpersteinen in Kuppenheim

Gespräche mit Hausbesitzern stehen an Arbeitskreis bereitet Aktion vor

 

 

Kuppenheim. Die Vorbereitungn zur Verlegung von Stolpersteinen in Kuppen­heim laufen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig soll im Oktober die ersten Steine vor den Häusern verlegen, in denen einst jüdische Einwoh­ner gelebt haben. Am 22. Ok­tober jährt sich der letzte Ab­transport von Kuppenheimern jüdischen Glaubens zum 70. Mal. Der im April ge­gründete Arbeitskreis möchte demnächst mit den betroffe­nen Hausbesitzern ins Ge­spräch kommen und um Un­terstützung für die Aktion werben.

 

 

SPD-Gemeindeat Heinz Wolf, der die Stadt Kuppen­heim im Arbeitskreis vertritt, freut sich über die Resonanz. So hat der evangelische Pfarrer Jürgen Biskup die Unterstüt­zung der Kirchengemeinde zu­gesagt, ebenso die Realschule Kuppenheim. Weiterhin haben laut Wolf der Alt-Stadtrat Ger­man Hertweck (CDU) sowie Dr. Manfred Geck ihre Unter­stützung bekundet. Aus Gag- genau ist Ulrich Behne, Vorsit­zender des Kulturrings, dabei.

 

Der „harte Kern" des Ar­beitskreises besteht neben Wolf aus Paul Sachse und dem Ehe­paar Mackert. Die Gruppe hat nun in den Listen von Yad Vashem, der israelischen Ge­denkstätte für die Opfer des Holocaust, die Namen von 35 jüdischen Kuppenheimern er­halten, die während der natio­nalsozialistischen Diktatur verfolgt wurden. Hinsichtlich der genauen Zahl besteht aller­dings noch Abstimmungsbe­darf mit dem Stadtarchiv, wie Heinz Wolf im BT-Gespräch berichtet. In der Stadtchronik sei nämlich nur von 27 ver­schleppten jüdischen Einwoh­nern die Rede.

 

Weiterhin möchte der Ar­beitskreis erreichen, dass die Stadt Kuppenheim nicht auf ihr Wegerecht verzichtet und hat einen entsprechenden An­trag formuliert, der in einer der nächsten Gemeinderatssitzun­gen diskutiert werden soll. „Die Initiatoren in Köln haben uns gesagt, dass es in den meis­ten Fällen zu Konflikten ge­kommen ist, in denen auf das Wegerecht verzichtet wurde und die Eigentümer selbst ent­scheiden konnten, ob ein Stein vor ihr Haus kommt oder nicht", erläutert Wolf.

 

 

Bislang gibt es Zusagen zur Finanzierung von 25 Stolper­steinen, teilt Sachse mit. Ein Stolperstein ist ein Pflasterstein mit Messingplatte, auf der Na­me und Geburtsdatum der Hausbewohner sowie deren Todestag oder der Tag der Ver­schleppung stehen. Ein Exem­plar kostet 95 Euro. Paul Sach­se, der 40 Jahre in Hamburg als Erzieher gearbeitet hat, ist 2007 an seinen Geburtsort zurück­gekehrt und hat eine persönliche Motivation, das Gedenken an die jüdischen Mitbürger wach zu halten: „Als Junge bin ich auf dem Schulweg immer an den Ruinen der Synagoge vorbeigekommen, doch ich wusste nicht, was es damit auf sich hatte." Seine Mutter habe ihm nur gesagt, dass da welche gekommen seien und das Ge­bäude angezündet hatten.

 

 

In Baden-Baden und Gagge­nau gibt es bereits Stolperstei­ne, in Malsch wurde die Akti­on im Frühjahr vom Heimat­verein angestoßen. Dort sollen rund 30 Steine verlegt werden, Bürgermeister Elmar Himmel hat die Schirmherrschaft über­nommen.

 

                        

 

Badisches Tagblatt, 16.0.7.2010, Von Markus Koch

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