Friedrichstraße 79
Fünf Stolpersteine für die Familie Hermann Kahn
In der Friedrichstraße 79, im Haus Hermann Kahn, lebten zur Zeit der Nationalsozialisten Hermann Kahn, seine zweite Ehefrau Klara Kahn, geb. Kaufmann (Lichtenau), und die Söhne aus der ersten Ehe: Leo, Joseph und Siegfried.
Fünf Stolpersteine für die Familie Kahn: Der AK Stolpersteine Kuppenheim gedenkt diesen fünf Kuppenheimer Juden, die in friedlicher Nachbarschaft zu ihren christlichen Mitbürgern lebten.
Hermann Kahn, geb. 30.04.1881 in Kuppenheim
Die Eltern von Hermann Kahn waren der Kuppenheimer Bürger, Handelsmann und Viehhändler David Kahn (geb. 31.08.1841, gest. 11.12.1924) aus der Ginzengasse 71 (alte Zählung) und Sara Kahn, geb. Kahn (geb. 26.01.1846 in Kuppenheim, gest. 31.08.1917) aus der Hauptstraße 246 (alte Zählung).
Hermann Kahn war von Beruf Viehhändler und Handelsmann. Er lebte in der Friedrichstraße 79 gegenüber vom Viehhändler Ludwig Kahn. Dr. Manfred Geck hatte guten freundschaftlichen Kontakt zu den Söhnen der Familie Hermann Kahn (insbesondere zum jüngsten Familienmitglied Siegfried), spielte mit diesem, „spengelte“ mit ihm durch die Altstadtgassen. Und es gab auch mal richtigen Streit. „Aber am Abend waren wir wieder versöhnt“, erinnerte sich der 2016 verstorbene Zeitzeuge.
Nach der Zerstörung der Kuppenheimer Synagoge in der Reichspogromnacht am 10. November 1938 (in Kuppenheim einen Tag später) wurde er mit anderen Kuppenheimer Juden von den Nationalsozialisten in Schutzhaft genommen und ins KZ Dachau verschleppt. Am 6. Dezember 1938 kehrte er von dort nach Kuppenheim zurück.
Hermann Kahn heiratete am 21.11.1911 im Heimatort Ihringen Paula Bloch (geb. 15.09.1885). Am 18.05.1924 verstarb seine Ehefrau mit 38 Jahren. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof zu Kuppenheim beerdigt. Ihr Grab hat die Grabnummer 1020. Die Eheleute hatten vier Kinder. Leo, Ludwig (geb. 09.07.1914, Schicksal unbekannt), Joseph und Siegfried.
Siegfried war knapp drei, Joseph acht, Ludwig (neun ?) und Leo zwölf Jahre alt. Auch wohl deshalb heiratete Hermann ein zweites Mal. Klara Kaufmann (geb. am 04.02.1889) aus Lichtenau wurde seine Ehefrau. Die Hochzeit fand am 01.02.1925 in Lichtenau statt.
Ein halbes Jahr nach den bedrückenden Erlebnissen während der Reichsgogromnacht und der anschließenden Schutzhaft im KZ Dachau, wanderte er mit Klara Kahn am 23. Mai 1939 nach Buffalo (USA) aus. Hermann Kahn starb am 18.01.1941 in Buffalo, Staat New York. Nicht nur Hermann Kahn, sondern auch seine drei Söhne konnten Kuppenheim rechtzeitig verlassen, gaben ihre angestammte Heimat, ihr Wohnhaus, ihre Freunde und Bekannten auf, um sich vor den nationalsozialistischen Mördern in Sicherheit zu bringen.
Klara Kahn, geb. am 04.02.1889 in Lichtenau
Sie wandert mit ihrem Ehegatten am 23.05.1939 nach Buffalo, Staat New York aus.
Für die Eheleute Klara und Hermann Kahn sowie für die drei überlebenden Kinder wurden mit der vierten Legung fünf Stolpersteine in den Gehweg ihrer letzten Wohnung eingelassen.
Leo Kahn, geb. am 09.04.1912, emigrierte in jungen Jahren, als etwa 24-Jähriger, 1936 nach USA. Er lebte 1947 in New York, 1971 in Buffalo, Staat New York.
Joseph Kahn, geb. am 06.11.1915, wanderte, gerade 18 Jahre alt geworden, bereits um 1933 über Frankreich nach Chile aus. 1971 lebte er in Santiago de Chile, später in Paduca (Staat Kentucky, USA).
Siegfried Kahn, geb. am 21.06.1921 in Baden-Baden, emigrierte im Alter von 26 Jahren als letzter der Kahn-Brüder am 21.01.1937 von Kuppenheim nach Buffalo (USA, Staat New York).