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Fuehrung 13 11 2022 gross

Schlossstraße 1

 

Vier Stolpersteine für Familie Dreyfuß, Schlossstraße 1                                            (ehemals Brunnengasse 184), Kuppenheim

 

Berthold Dreyfuß                                                                                                   Myrha Dreyfuß, geb. Mayer                                                                Melanie Lilli Dreyfuß (verh. Bernet)                                                Augusta Dreyfuß, verh. Oppenheimer

Berthold Dreyfuß

 

wurde am 16.12.1879 in Kuppenheim geboren. Seine Eltern waren Elias Dreyfuß, geb. 26.01.1842, Bürger der Stadt Kuppenheim, Metzger und Handelsmann von Beruf sowie Synagogenvorsteher). Seine Mutter Emilie Herz, geb. 20.12.1846, lebte vor ihrer Ehe in der Viktoriagasse. Ihre Eltern betrieben Landwirtschaft und verdienten ihren Lebensunterhalt darüber hinaus mit dem Verleihen von Geld.

 

Myrah Dreyfuß

Berthold heiratete Myrha Mayer aus Müllheim, geboren am 24.09.1884.

 

Als Pferdehändler betrieb er eine Viehhandlung, die er 1938 (wahrscheinlich am 25. Juli 1938) auf Grund der nationalsozialistischen Entrechtungspolitik aufgeben musste. Vorher, am 25.07.1936, veräußerte Berthold Dreyfuß das Anwesen in der Schlossstraße 1 und zog mit seiner Familie von Kuppenheim nach Balg,  (Herrenpfädel 134). Nach einem bewegten Leben, fünf Jahre von den Nationalsozialisten entrechtet, starb Berthold am 10.08.1964 in Baden-Baden.

 

Berthold emigriert mit seiner Ehefrau Myrha am 25.07.1936 nach Lugano (Schweiz). 1945 lebte Berthold in Lugano, Schweiz.

 

Kampf fürs Vaterland - Teilnehmer 1. Weltkrieg mit Auszeichnung

 

Obwohl Berthold patriotisch für das deutsche Vaterland gekämpft hatte, wurde er am 11. November 1938 (Reichspogromnach in Kuppenheim ein Tag später) nach dem von Nazi-Schergen angezettelten Synagogenbrand ins KZ Dachau in Schutzhaft gesteckt. Am 06.12.1938 kehrte er aus Dachau zurück. Er und die anderen Kuppenheimer Schutzhäftlinge verloren nie ein Wort über ihre Haftbedingungen im KZ Dachau. Die Nazis haben ihnen und den Familienangehörigen in diesem Fall, wie bekannt, drakonische

Strafen angedroht.

 

Melanie Lilli Dreyfuß,

 

wurde am 16.06.1910 in Kuppenheim geboren, Bereits 1933, rechtzeitig vor der Vernichtungsmaschinerie der Nazis in Sicherheit gebracht, emigrierte Melanie nach Paris, heiratete Stephan Bernet. Die Eheleute mussten am 20.01.1939 im deutschen Konsulat in Le Havre die Versicherung abgeben, die zusätzlichen Vornamen Israel und Sara zu tragen.

Melanie Lilli und Stephan Bernet lebten am 13./25.01.1939 in Valenciennes bei Paris.

 

Die Eltern Elias und Emilie (geb. Herz) Dreyfuß hatten 11 Kinder.

 

Julius Dreyfuß, geb. 25.12.1880, verstarb früh.


Emigration aus wirtschaftlichen Gründen:

 

Die wirtschaftliche Grundlage in Deutschland verschlechterte sich für die Juden, die vom Viehhandel lebten. Infolgedessen mussten viele, vor allem die Jüngeren, im Ausland eine neue Zukunft suchen.

 

Nach Nordamerika konnten vier Brüder die kosten für die Auswanderung aufbringen:

 

Joseph Dreyfuß,     geb. 16.08.1936, am 19.07.1881;

Max Dreyfuß,          geb. 01.04.1874, am 05.07.1888;

Sigmund Dreyfuß,  geb. 27.08.1875, im  Jahr 1893 und

Ludwig Dreyfuß,     geb. 11.11.1877, im Jahr 1889/1890.

 

Weitere Kinder der Familie  Elias und Emilie Dreyfuß:

 

Karl Dreyfuß,

geb. 21.03.1892, war von Beruf Kaufmann. Auch er kämpfte für das Vaterland im Ersten Weltkrieg. Er kam in  russische Gefangenschaft und starb am 19.08.1917 im Militärhospital Peter der Große in Moskau an Lungenentzündung.

 

Henriette Dreyfuß,

geboren am 28.12.1869 in Kuppenheim, heiratete am 17.05.1903 den Sattler Isaac Lewin, geb. am 15.04.1860 in Czsrnikau (heutiges Polen), und zog nach Frankfurt am Main. Über Henriettes Schicksal konnten keine weiteren Informationen eingeholt werden. Deshalb legt der AK Stolpersteine für sie lediglich ein Leerstein, der später einmal durch einen Stolperstein ersetzt werden könnte.

 

Augusta Dreyfuß,

 

geboren am 14.02.1872 in Kuppenheim, heiratete am 14.01.1908 Moritz Oppenheimer aus Frankfurt und zog zu ihrem Ehemann nach Frankfurt am Main. Moritz verstarb am 30.09.1937.  Augusta emigrierte daraufhin am 16.07.1938 mit ihrem Sohn Walter nach London. Da Auguste in der Zeit von 1933 bis 1937 vier bis fünf Jahre in der Entrechtung leben musste, wird zu ihrem Gedenken vor der Schlossstraße 1 in Kuppenheim ein Stolperstein gelegt.


Melanie Dreyfuß,

geboren am 24.02.1891 in Kuppenheim, heiratete am 20.07.1922 den Kaufmann Max Hanau, geb. am 20.03.1884, aus Frankfurt am Main und zog zu ihm an die hessische Metropole. Melanie ist die dritte Dreyfuß-Schwester, die Kuppenheim in Richtung Hessen verließ. Zuletzt wohnte sie in der Rosserstraße 18. Genaueres konnte das zuständige Archiv in Frankfurt nicht ermitteln, das entsprechende Hausstandsbuch kriegsbedingt verloren ging. Im Jahr 1939 war die Familie Max Hanau nicht mehr in Frankfurt gemeldet. Der Arbeitskreis wird für Melanie einen Leerstein legen, der, wenn einmal nähere Informationen über sie vorliegen, durch einen Stolperstein ersetzt wird.

 

Berthold Dreyfuß,

geboren am 16.12.1879, emigriert mit seiner Ehefrau am 25.07.1936 nach Lugano (Schweiz). Er starb, nachdem er Sehnsucht nach seiner alten Heimat hatte, am 10.08.1964 in Baden-Baden. siehe auch den Text oben.
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Heinrich Dreyfuß (Stolperstein 2013 in der Murgtalsztraße 17),

 

geboren am 16.10.1883 in Kuppenheim, heiratete am 17.08.1910

 

Juliane Löb, geb. am 18.01.1879, aus Philippsburg. Das Ehepaar hatte lediglich zwei Kinder:

 

Kurt Eugen Dreyfuß, geboren am 09.08.1911, verstarb vier Tage nach der Geburt und

 

Erna Dreyfuß, geb. 27.09.1913. Sie konnte 1933 nach den USA auswandern.

 

Für Juliane und Erna Dreyfuß werden in den kommenden beiden Jahren jeweils ein Stolperstein in der Murgtalstraße 17 oder in der Friedrichstraße 72 gelegt.

 

Heinrich Dreyfuß

 

wurde in Dachau (bei Prittelbach) ermordet. Vielleicht wurde ihm seine politische Einstellung zum Verhängnis, wie Kuppenheimer Zeitzeugen (die ihn gut kannten) verlauten ließen. Heinrich war gewerkschaftlich positioniert und politisch links (vielleicht sogar kommunistisch) eingestellt. Heinrich sagte auch seine Meinung, auch wenn es für ihn gefährlich werden konnte.

 

Für Heinrich Dreyfuß legte der Arbeitskreis Stolpersteine bereits 2013 einen Stein in den Gehweg vor seinem letzten Zwangs-Zuhause (städtisches Judenhaus) in der Murgtalstraße 17. Heinrich war Mitglied im Arbeitergesangverein und in der Freiwilligen Feuerwehr.

 

Deshalb hat sich die Freiwillige Feuerwehr Kuppenheim entschlossen, in Gedenken an den durch die Nationalsozialisten ermordeten ehemaligen Feuerwehrkameraden den ihm gewidmeten Stolperstein in der Murgtalstraße 17 im Jahr 2015 zu finanzieren und diesen zu gegebener Zeit auch zu reinigen.